Land und Leute
Tunesien ist das nördlichste
Land Afrikas und nur 140 Kilometer von Sizilien entfernt. Das Land
ist ungefähr doppelt so groß wie Österreich. Es
wird von mehr als zehn Millionen Menschen bewohnt. Es grenzt im
Norden und Osten an das Mittelmeer, im Westen an Algerien und im
Süd-Osten an Libyen. Die größte vorgelagerte Insel
ist Djerba (514 km²).
Als Wüste bezeichnet man
die vegetationslosen oder vegetationsarmen Gebiete der Erde. In
Wüsten bedeckt die Vegetation weniger als 5 % der Oberfläche.
Ursache für Wüsten sind entweder fehlende Wärme (Kältewüste,
Eiswüste) Überweidung oder Wassermangel (Trockenwüste,
Hitzewüste).
Die Sahara ist mit neun Millionen
Quadratkilometern die größte Trockenwüste der Erde.
Das entspricht etwa der Größe der gesamten USA oder der
26-fachen Größe Deutschlands. Sie erstreckt sich von
der afrikanischen Atlantikküste bis zur Küste des Roten
Meeres. Die Sahara ist größtenteils eine Steinwüste
oder Felswüste, Kies- beziehungsweise Geröllwüste;
die überwiegend bekannte Sandwüste macht mit etwa 20 Prozent
nur einen geringen Teil der Sahara aus. Ein Teil der Sahara Sandwüste
liegt im Süden von Tunesien.
Die Sandwüste wird im Arabischen
"Erg" genannt. Eine Sandwüste ist eine Wüste
mit einer Oberfläche, die überwiegend aus Quarzsand besteht(erosion
oder eingeweht). Die Lebensbedingungen in den Sandwüsten sind
härter als in anderen Wüsten.
Die Sandwüste/ Sahara unterliegt starken Temperaturschwankungen.
Je nach Reisezeit können tagsüber bis zu 60 °C
und nachts bis zu -10 °C gemessen werden. Tagsüber erhitzt
sich der Boden aufgrund der schlechten Wärmeleitung Sandes
nur oberflächlich. Zudem kann nur wenig Wärmeenergie speichern.
Durch die geringe Wolkenbildung dringt tagsüber Wärmestrahlung
zwar ungedämpft zu Boden und erhitzt diesen sehr stark (bis
zu etwa 70 °C), allerdings strahlt nachts Wärme wieder
ungehindert ins Weltall ab. Das führt zu Temperaturunterschieden
von 30°C und mehr.Dieser Effekt ermöglicht auch in den
trockensten Wüsten ein bescheidenes Leben.
Wegen der starken Abkühlung wird ein bodennaher Taupunkt
erreicht. Pflanzen und andere Lebewesen
können dann von den gebildeten Tautropfen leben. Während
mancher Jahre regnet es in einigen Regionen der Sahara gar nicht.
In anderen Jahren überspringt der westafrikanische Monsun die
Sahara und bringt regional sintflutartige Regenfälle mit sich.
In Ausnahmefällen kann es auch im Sommer zu heftigen Regenfällen
kommen, die vorher ausgetrocknete Wadis in reißende Ströme
verwandeln.
Aufgrund der starken Temperaturschwankungen wird die physikalische
Verwitterung in der Wüste enorm gefördert.
Die geringe einheimische Bevölkerung
besteht hauptsächlich aus Arabern, Berbern und Mauren. Neben
der Viehhaltung war bis ins 19. Jahrhundert der Transsaharahandel
eine wesentliche Lebensgrundlage für diese Bevölkerungsgruppen.
Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion
98 % der Bevölkerung bekennen sich zu diesem Glauben. Im Volksglauben
der Tunesier finden sich noch heidnische Überbleibsel wie etwa
der Glaube an den Bösen Blick. Im Volksislam werden Marabouts
um Hilfe gebeten darum ist das ganze Land ist mit kleinen, meist
weißen Kuppelbauten übersäht, Grabstätten dieser
islamischen Heiligen, von denen geglaubt wird, dass sie Botschafter
zwischen Mensch und Gott sind.
Douz ist eine Oasenstadt im Süden
Tunesiens (ca. 30.000 Einwohner). In früherer Zeit war Douz
ein wichtiger Haltepunkt der Transsaharahandels-Karawanen. Sie liegt
südlich des Salzsees Chott el Djerid. Die typische Wüstenstadt
Inmitten von Sanddünen behält diese Stadt die Gebräuche
und Traditionen der Halb-Nomaden Bevölkerung bei. Mit seinem
Donnerstagsmarkt, dem Kunsthandwerk aus Dromedarleder, dem Berberschmuck
und der Zucht der Wüstenwindhunde, der sogenannten Slougis,
wird Douz zu einem lebendigen Museum der Traditionen. Jedes Jahr
im Dezember findet hier das Saharafestival
statt und lässt für das Publikum die intensivsten Momente
der traditionellen Bräuche wieder aufleben: Fantasia, Hochzeitszüge,
Kamelkampf, Windhundjagd ...
Aufgrund ihrer Lage am Rand des Grand Erg Oriental ist Douz als
Tor zur Sahara bekannt. Hier beginnen die unendlichen Dünen
der Sahara.
.12 Kilometer weiter ist Zaafrane
der Heimatort von "unserem" Mohamed. Beduine , Halbnomade,
und Führer unserer Reisen.
Beduinen, wie auch Mohamed und
seine Familie leben hauptsächlich von der Viehzucht. Unter
anderem züchten sie Dromedare, Schafe und Ziegen. Mit dem Aufschwung
des Tourismus fanden die Beduinen ein neues Arbeitsfeld als Führer
für Studienreisen oder Wüstentrips. Diese Einnahmequellen
werden jedoch zunehmend erschwert durch Verdrängung durch internationale
Veranstalter oder Medienberichte.
Mohamed lebt als Halbnomade in
einer Kombination von (sesshaftem) Feldbau und nomadischer Viehzucht.
Im Sommer dominiert die die Viehzucht; das heißt, dass die
gesamte Familie in Zelten mit ihrem Vieh umherzieht. Im Winterhalbjahr
kehren sie zurück nach Zaafrane und arbeiten bei der Dattelernte
oder bauen weiter an ihren nie fertiggestellten Häusern. Wann
auch immer wir eine Reise machen- Mohamed und seine Brüder
sind bei uns.
Die Beduinen sind sehr gastfreundlich
und tun alles dafür, damit sich der Gast (natürlich aus
der Sicht des Tunesiers) wohl fühlt. Einladungen sind ernst
gemeint und werden auch ernst genommen, d.h. eine Einladung anzunehmen
und dann nicht zu erscheinen ist äußerst unhöflich.
Beim Essen sollte dem Gastgeber
zuliebe ohne Augenverdrehen ob der viel zu grossen Protion leer
gegessen werden (auf die Gefahr hin, dass immer wieder nachgefüllt
wird).oder der Teller mit freundlich dankender Körpersprache
mit den Resten zurückgegeben werden. Die Kamele bekommen die
Reste unserer Mahlzeiten, nichts wird verschwendet. Hoch angesehen
sind Gäste, die bezüglich des Schärfegrades des Essens
bei den Gastgebern mithalten können In der tunesischen Küche
werden hauptsächlich landestypische Gewürze, Gemüse
und Fleisch oder Fisch verarbeitet. Die Beduinen und auch die Teilnehmer
der Touren leben von Brot, Milch, Käse, Gemüse, Datteln,
Hülsenfrüchten und Oliven. Ihre Tiere (Ziegen, Schafe,
usw.) werden meist nur zu besonderen Anlässen geschlachtet
und stellen ein wahres Festmahl dar.
Im 2. Jahrtausend v. Chr. begann die Pferdezeit,
so benannt, weil ab dieser Zeit Pferde in den Motiven der Höhlenmalerei
vorherrschen. Mit der Austrocknung der Sahara kam der langsame Niedergang
von Ackerbau und Viehzucht. Im 7. Jahrhundert v. Chr. kam das Dromedar
nach Afrika und löst das Pferd als wichtigstes Lastentier ab.
Das Dromedar hat einen besonderen
Statuswert. Es ist Wertvoller als ein Pferd oder ein Auto. Es verbindet
sie Respekt und Liebe mit diesen für sie so wichtigen Lastenträgern.
Sie schlachten ihre Dromedare nur zu seltenen Anlässen.
Wie in den meisten arabischen Ländern besitzt die
Familie auch in Tunesien einen sehr hohen Stellenwert. Es
ist eine ehre sie besuchen zu dürfen. Die Familien sind sehr
stark hierarchisch strukturiert.
Das Familienoberhaupt ist stets
der Vater, und das Zeit seines Lebens. Wenn der Vater verstirbt,
hat die Mutter das uneingeschränkte Sagen in der Familie. Danach
die Söhne und erst dann die Schwestern und am Schluss die Ehefrauen
der Söhne, die in der Regel nach der Hochzeit zu den Schwiegereltern
ziehen.
Der Zusammenhalt in der Familie
ist sehr stark und hilft so, mit den kleinen oder großen Problemen
des Alltags fertig zu werden. Wenn jemand Hilfe braucht, ist die
gesamte Familie zur Stelle um kluge oder weniger kluge Ratschläge
zu erteilen, bei Festen feiert man mit der gesamten Familie und
wenn jemand ohne Einkommen ist, wird er von der Familie versorgt.
Allerdings hat so eine große Familie natürlich auch Nachteile:
es scheint keinen Ort zu geben, an dem man allein ist, ist man derjenige,
der Geld verdient, muss man von dem spärlichen Einkommen alle
mit versorgen, Entscheidungen können selten allein getroffen
werden.
Auf Frauen wird besonders "aufgepasst".
Die Frau hat das Zepter zu Hause in der Hand, kümmert sich
um die Kinder, die Schwiegereltern und besorgt den Haushalt. Das
Leben als Ehefrau ist für die Tunesierinnen sehr erstrebenswert.
Hat man doch erst dann einen akzeptablen sozialen Status. Alleinerziehende,
unverheiratete Mütter leben in geringer Zahl meist am Rande
der Gesellschaft (anders ist das bei Witwen, diese werden, sofern
sie noch jung sind, in einigen Fällen mit Brüdern des
Verstorbenen oder anderen männlichen Familienangehörigen
verheiratet). Das Leben der Frauen ändert sich erst, wenn die
Söhne die Schwiegertöchter nach Hause holen.
Zweisamkeit liebende Reisende
Paare sollten den allzu intensiven Körperkontakt in der Öffentlichkeit
nach Möglichkeit unterlassen. Küssen, Streicheln, Liebkosungen
etc. sind Privatangelegenheiten und sind daher nicht wirklich gern
gesehen. "Händchenhalten" ist gerade für die
tunesische Jugend die einzige Möglichkeit in der Öffentlichkeit
Zuneigung zu bekunden und sollte daher auch als Maßstab für
Besucher gelten.
Wahre Flirtweltmeister dint die
männlichen Tunesier. Um eine Frau für sich zu gewinnen
oder mindestens beeindruckt zu haben, werden eine Reihe von heimlichen
oder offensichtlichen Annäherungsversuchen gestartet. Augenkontakt,
ein Lächeln, blumige Komplimente, kleine Liebesbotschaften
in Zettelchenformat, ein gesungenes Lied, kleine Geschenke, SMS
in vollendet lyrischer Form, ein Tanz... eben all das, was fast
jede Frau irgendwann schwach werden lässt. Allerdings ist man
als Frau an Touristisch überlaufenen Plätzen auch häufig
weniger schönen Annäherungsversuchen ausgesetzt. Pfiffe,
obszöne Gesten oder Worte, plumpe Anmachen werden am besten
durch Ignoranz gekontert. Wenn Frau sich allerdings ernsthaft in
einen Tunesier verliebt hat, kann es u.U. wichtig sein, schon einmal
etwas von Bezness gehört zu
haben
.Die Ehe wird in Tunesien in einem
zivilen Akt vor dem Standesbeamten geschlossen. Dabei geht es in
den meisten Fällen eher nüchtern zu. Nach dem Unterzeichnen
der Papiere und die Übergabe des symbolischen Dinars als Morgengabe
ist der offizielle Teil der Hochzeit schon vorbei. (mehr zur traditionellen
tunesischen Hochzeit unter "Sitten & Gebräuche").
Nach der Hochzeit zieht die junge Braut in der Regel bei den Schwiegereltern
ein. Dem geht meistens ein recht tränenreicher Abschied von
den Eltern und Geschwistern voraus.
Die Musik Tunesiens ist das Resultat
der kulturellen Vermischung aus arabisch-andalusischer Musik, die
Flüchtlinge nach der spanischen Eroberung Andalusiens im 15.
Jahrhundert mitbrachten, arabischer und westlicher Musik. Sie hat
viele Facetten; die berühmteste klassische Musikrichtung ist
der Malouf. Bei den Beduinen dominieren Darbouka und Bendir (Trommeln).
Machmal auch Blasinstrumente wie der Mezwed und die Gasba.Ridha
ist eher ein Instrumentalist, Musiklehrer
Handeln gehört (außer
in den Läden mit staatlich festgelegten Preisen) zum Einkauf
dazu. Für die Besucher, die gerne Feilschen, sind die tunesischen
Märkte ein Paradies. Man sollte jedoch darauf achten, dass
der Einstiegspreis nicht zu niedrig angesetzt wird, sonst könnte
der Verkäufer schnell ernsthaft beleidigt sein. Beim richtigen
Handeln dauert der Kauf einer Ware mitunter eine Stunde und mehrere
Gläser Tee und wird abgeschlossen mit dem Versprechen, auf
jeden Fall wieder vorbei zu kommen. Handeln ist überall, z.B.
auch beim Taxi/Louage-Fahren oder sogar bei Touristen-Angeboten
wie z.B. Kamelreiten, Piratenschiff fahren usw. erlaubt.
Auch wenn es oftmals so scheint, aber die Tunesier sind nicht angetan
von dem Bekleidungsstil mancher
Besucher des Landes. Kurze, knappe und aufreizende Kleidung sind
(wenn auch von manchen Tunesierinnen selbst getragen) nur geduldet,
aber keinesfalls erwünscht. Wer also nicht unangenehm auffallen
möchte, sollte sich an die ungeschriebenen Gesetze des Landes
halten
Unsere Begleiter
Meist sind est verwandte von Mohamed. Sie kennenzulernen gehört
mit zu dem eindrucksvollsten Erlebnissen der Reise mit uns "Sandfischen".
Die Würde der Männer, ihre Ruhe, die Art, wie sie gehen,
ein Feuer entfachen, Tee kochen, die Lasten abhängen und wieder
aufsatteln. Ihre ganze Aufmerksamkeit und Hingabe gilt dem Moment.
Dem, was gerade ist. Vielleicht liegt einer der Gründe für
die Faszination der Wüste in dem Wiederfinden der Bedeutung
des Moments: Er ist uns verloren gegangen, seit wir Kinder waren.
Wir mit all unserem akademischen Kram, unserer Welt
Achmed verschenk gerne dinge die er unterwegs findet, eine versteinerte
Muschel, eine Feuersteinpfeilspitze, oder eine Schale eines Straussenei
die seit Hunderten von Jahren dort lag.
Die Mitreisenden
Die Menschen, mit denen wir unterwegs sein dürfen sind alle
interessant. Ihre Gesichter spiegeln gelebtes Leben. Wieso Wüste?
"Wenn nicht jetzt, wann dann?"
Der Weg in die Wüste
ist für sie die Erfüllung einer Sehnsucht, eines lang
gehegten Traumes. Immer sind es Reisende mit dem erforderlichen
seelischen Rüstzeug: Teamgeist, Toleranz, Humor und dem kleinen
bisschen Übermut der sie die Reise hat buchen lassen.
Wüstenreisende sind Suchende; sie suchen Antworten auf Fragen,
religiöse, philosophische, psychologische. Eine von uns will
wissen, wie die Menschen gelebt haben, denen sie in der Bibel begegnet
ist. Eine andere sucht immer wieder "das archaische Bild des
Sandes, da der Wind alle Spuren verwischt. So hat man immer das
Gefühl, der Erste zu sein, der die Düne besteigt".
Die Verwandlung...
Wir Sandfische , suchen die großen Dinge - und finden nicht
einmal die kleinen. Was für eine ewige Kramerei in Rucksäcken,
Reisetaschen, sandsicheren Ziploc-Plastiktüten. Wo ist der
Sonnen-, wo der Lippenschutz, wo sind die lebenswichtigen Feuchttücher,
Pillen, Salben und wo mein letzter Müsli-Riegel? Auf den Taschenspiegel
kann man bald verzichten, es ist besser man weiss gar nicht, wie
man aussieht. Man spürt es: Die Lachfalten um den Mund sind
schärfer konturiert als sonst. Das Fatale bei der ganzen Sucherei:
Alles muss bei Tageslicht gefunden werden, denn gnaden- und übergangslos
senkt sich die schwarze Nacht über die Wüste. Mein Gott,
wo ist die Taschenlampe? Wie soll ich meine Taschenlampe ohne Taschenlampe
finden? Und wie meinen Schlafplatz, von dem ich mich ein paar Meter
entfernt habe, weil ich kurz mal austreten musste?
Bekleidung
Steffis Worte: "Was ich bei jeder Reise sehe, die Verwandlung
der Mitreisenden geht mir so sehr unter die Haut, dass ich sehr
Dankbarb bin für meine Freizeitbeschäftigung."
Gedanken
- Die Wüste ist eine der spannendsten Landschaften der Erde
in der der Mensch erfährt, wie nahe Leben und Tod beieinander
liegen
- Die Wüste ist deshalb für den Menschen ein Ort der
Entscheidung. In ihrer Schönheit ist sie gleichzeitig ein
Ort in dem man die Schöpfung betrachten kann.
- In der Tradition der Bibel gilt die Wüste als Ort der besonderen
Gottesbegegnung.
- Endlose Weite, gnadenlose Hitze und Sandstürme und doch
findet man Ruhe und einklang.
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